G20, bitte unterstützt afrikanische Kleinbäuer*innen und nicht Privatunternehmen!
Wir, die Repräsentant_innen von afrikanischen Zivilgesellschaften und bäuerlichen Vereinigungen, sind müde vom kontinuierlichen Angriff auf unsere landwirtschaftlichen Systeme. Die G20-Vereinbarungen zu Landwirtschaft und Handel passen nicht zu afrikanischen Landwirtschaftssystemen. Sie zielen auf Investitionen durch Public-Private Partnerships (PPP) für eine „Grüne Revolution“ in Afrika ab. Sie sind ein Abbild eines globalen Kapitalismus, in dem es immer mehr Druck gibt, Produkte der „Grünen Revolution“ einzusetzen.
Das sind insbesondere Hybridsaatgut und genmanipuliertes Saatgut und damit verbundene Chemikalien wie synthetische Düngemittel und Pestizide. Sie werden von internationalen Konzernen wie Bayer verbreitet. Ihr Einsatz schädigt die nachhaltigen Landwirtschaftssysteme Afrikas und besonders die landwirtschaftliche Biodiversität. Und sie schädigen von Bäuerinnen und Bauern verwaltete Saatgut-Systeme auf dem Kontinent. Es ist wichtig hervorzuheben, dass 80% des Saatguts in Afrika noch immer bäuerliches Saatgut ist. Das basiert auf einem System, in dem das Saatgut durch Nachbau und durch Austausch zwischen Bäuerinnen und Bauern produziert und verbreitet wird. Es sichert den freien Austausch von genetischem Material und trägt so zur Entwicklung von lokal angepasstem Saatgut und zur Vielfalt von Nutzpflanzen bei, die bestmöglich an die Umwelt angepasst sind.
Regierungen und Agrarunternehmen wollen diese Systeme umstrukturieren. Sie wollen die Produktion und den Vertrieb von Hochertragssorten ermöglichen, um die Ernteerträge in Afrika zu erhöhen. Durch die Schaffung von privatunternehmensfreundlichen Bedingungen haben sie eine restriktive intellektuelle Eigentums-Politik in Kraft gesetzt. Sie lenken die finanzielle Förderung weg von öffentlichen Forschungsinstitutionen hin zu privater Forschung. Diese Forschung produziert nur wenige wirtschaftlich lukrative Pflanzen und senkt so die landwirtschaftliche Biodiversität.
Wir sind besorgt über die schnelle Konzentration in den kommerziellen Saatgut- und Agro-Chemie-Sektoren, weltweit und in Afrika. Ein Beispiel ist die Fusion von Bayer-Monsanto. Das Ziel der Unternehmen ist es, sich weiter zu bereichern und Gewinn aus geistigem Eigentum zu schlagen: Durch Patente auf herstellereigene Technologien, durch die Kontrolle von landwirtschaftlicher Big Data und durch die Erschließung neuer Märkte für ihre Produkte. Das befördert Monopole im Saatgut- und Agro-Chemie-Sektor. Diese umfassende, aggressive „Grüne Revolution“ vergrößert die Abhängigkeit von Konzern-Saatgut und agro-chemischen Produkten auf dem ganzen Kontinent. Außerdem hat sie große Folgen für Kleinbäuerinnen und Bauern. Das gilt besonders für Frauen, die den Kontinent v.a. ernähren und das Saatgut und die landwirtschaftliche Biodiversität hüten. Die Fusionen werden die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaftssysteme deutlich beeinflussen. Sie werden nachhaltigere Methoden marginalisieren, wie beispielsweise eine agrarökologische Anbauweise, die zunehmend gefordert wird von kleinbäuerlichen Organisationen.